
Also, meine ersten „Bootserlebnisse“ fanden als kleines Kind im Ruderschlauchboot am Zicksee im Burgenland statt, wo ich mit meinen Eltern im Sommer öfters zum Baden war. Der See war ideal für mich, da sehr seicht und das Schwimmen damals noch nicht so richtig meins. (dafür konnte ich mit 4 schon Schifahren…)
Dass man im Wasser nicht gleich untergehen muß, hab ich erst mit etwa 10 Jahren gelernt und so war das Bootfahren zumindest bis dahin in tieferen Gewässern für mich passé. Erst mit 15 oder 16 war’s dann wieder ein „Radiergummi“, allerdings einer mit 25 PS, der mich dem Bootssport etwas näher gebracht hat – der Schlauch vom Typ „Semperit Sprinter“ gehörte meinen Schwager und er hat mich zuerst ein paar Mal auf der Donau und dann in einen Urlaub nach Griechenland mitgenommen.
Schifahren auf Schnee konnte ich wie oben erwähnt ja schon mit 4 Jahren und als Jugendlicher war ich in der Disziplin eigentlich schon wirklich gut und so mußte das ja auch beim Wasserschifahren ebenso gut klappen!
(Schwimmen konnte ich ja mittlerweile auch schon…)
Also – Schwager ran an’s Steuer und ab geht die Post – ich möchte die Gegend um Marmaras (Halbinsel Sithonia) von den Schiern aus sehen! Hätte ich aber wohl besser sein lassen, denn der 25PS-Murl war damals mindestens ebenso schwach, wie ich auf den Beinen – ich kam einfach nicht aus dem Wasser raus. Weil’s aber umgekehrt bei meinem Schwager klappte (er war halt schon einiges älter und kräftiger als ich), mußte das doch bei mir auch gehen und so hab ich trotz einer riesigen Wasserwand vor mir, die blöde Schleppleine nicht und nicht ausgelassen – was dabei so alles passiert, kann man sich mit ein wenig Phantasie schön ausmalen.

Da aus meiner Wasserschikarriere nichts wurde, hab ich mich später wieder mehr den Bergen zugewandt, wo das Wedeln deutlich besser hinhaute und hab das mit den Booten vorerst wieder ad acta gelegt.
Erst viel später – mit 22 Jahren war dann was, was mein Leben, zumindest beruflich, merklich verändern sollte. Jung und „wild“ war ich damals und ebenso auch mein bester Freund und stets waren wir auf der Suche nach irgendwelchen Abenteuern, wobei es dabei relativ egal war, ob beruflicher oder sonstiger Art. Und so teilte mir mein Kumpel damals plötzlich mit, dass er auf 1 Jahr „abbiegen“ werde und zwar auf ein Schiff der „Royal Vicing Line“, wo er als Kellner für eine Weltreise angeheuert hat.
Na, so geht’s aber nicht – das kann er doch nicht machen - mich da einfach zurücklassen und dann auch noch bei seiner Rückkehr sämtliches Interesse unserer gemeinsamen Bekannten durch seine Erlebnisse ausschließlich auf sich ziehen. Nein, nein – da brauchte ich auch irgendwas anderes und so wurden die Stellenanzeigen der Tageszeitungen durchgewälzt, bis ich auf ein kleines Wortinserat gestoßen bin, worin ein Techniker gesucht wurde. Ein Techniker ansich ist ja noch nix besonderes, aber die Anzeige verriet auch, dass dieser für Boote gesucht würde!
Ist zwar immer noch nix besonderes, aber bei meinem Anruf bei der Firma stellte sich heraus, dass der Arbeitsplatz in Trogir, damals noch Jugoslawien, sein sollte! Jetzt wurde es so richtig interessant für mich und ich vereinbarte ein Vorstellungsgespräch. Tags darauf machte ich mich auf den Weg in die Schönbrunner Schloßstrasse, wo das Büro der Charterfirma seinen Sitz hatte. Dort angekommen, hätte mich beinahe gleich der Schlag getroffen, denn außer mir, waren da noch so ca. 20-30 andere Bewerber, u.a. auch welche, die bereits Erfahrung mit der Technik von Schiffen und Booten hatten, welche ich hingegen nicht vorweisen konnte.
Wegen letzteren Umstand wollte ich eigentlich schon wieder umdrehen und die Sache vergessen, weil was sollten die mit einem jungen Spund wie mir, der sich nur mit der Technik von PKW und LKW’s auskannte?
Aber warum auch immer bin ich dann doch geblieben und hab geduldig auf mein Vorstellungsgespräch gewartet, welches mit dem bekannten Spruch endete – „wir melden uns bei Ihnen“…
Also abgehakt und ein paar Tage später gar nicht mehr daran gedacht, wenn, ja wenn da nicht etwa eine Woche darauf das Telefon bei mir geklingelt und mich die Stimme am Apparat angewiesen hätte, ich solle meine sieben Zwetschken packen, denn am Freitag (4 Tage später) geht es los nach Trogir…
Ich war so von den Socken, dass ich nur ein „ja, ist O.K.“ erwidert hab, ohne auch nur daran zu denken, was ich eigentlich in der kurzen Zeit noch zu erledigen hätte.
Die nächsten Tage waren freilich Streß pur – den alten Job fristlos kündigen, Sachen für die nächsten Monate zusammensuchen und einpacken, der Familie Baba sagen und, der Freundin klar machen, dass wir die nächste Zeit nur telefonieren werden… (ich hatte sie und auch alle anderen nicht in meine Pläne eingeweiht, denn eigentlich war die Sache ja ohnehin schon vergessen bzw. hätte ich nicht an eine solch rasche Entscheidung gedacht)
Ja und dann bin ich praktisch von jetzt auf gleich plötzlich in einem Auto gesessen, das als Ziel Trogir in Jugoslawien hatte. Noch während der Fahrt hab ich mir gedacht – was bist Du für ein Einfaltspinsel – warst noch nie da unten, kannst daheim schon nicht viel anfangen mit den „Jugo’s“ und jetzt fahrst hackeln zu denen – quasi als Gastarbeiter?
Naja, zum Umdenken war’s ja nun zu spät und so sollte es sein, dass wir nach einer endlos langen Fahrt (wir hatten einen (viel zu) schweren Anhänger mit uns, der uns auf der Strecke auch noch verreckt ist), in Trogir eingetroffen sind und wir uns erstmal ein Bierchen genehmigen wollten. Also sind wir in einer kleinen Konoba eingekehrt, der Durst war groß und so fügte ich bei der Bestellung hinzu, dass ich mein Bier gerne rasch hätte. So ist es dann freilich gekommen wie es kommen mußte und meine ersten Kroatischkenntnisse wurden mir mit den Worten „Polako, polako“ vermittelt.

Aber gerade diese Worte waren es, die mich dann fasziniert hatten und zwar, was die Lebensweise und Mentalität der „Jugo’s“ betraf. (Anm.: ich verwende das Wort „Jugo“ keineswegs abwertend!!!)
Ich „kannte“ ja die „Jugo‘s“ nur von uns daheim in Österreich, wo sie halt Gastarbeiter (wie ich nun umgekehrt) waren und da haben sie bei mir seinerzeit offengestanden keinen so guten Eindruck hinterlassen. Aber – die Leut‘ da unten haben mich sehr schnell eines besseren belehrt und ich habe in sehr kurzer Zeit tolle Freundschaften mit Einheimischen schließen können! (ich war ja halt erst 22 und wußte es zuvor nicht besser)
Mit dem, was ich mit den Booten bei meiner Arbeit unten erlebt hab, möchte ich Euch nicht länger langweilen, denn die Geschichte ist ohnehin schon viel zu lang für einen Forumsbeitrag.

Jedenfalls war ich nun vom Bootsvirus befallen, was auch nach dem („Freundin-bedingten“) Ende meiner Tätigkeit in Trogir nicht besser werden sollte – im Gegenteil – auch nachher schwirrte mir immer nur der Gedanke im Kopf, was ich denn machen könnte, um der „Sucht nach Boote und Meer“ nachzukommen!
Und so kam ich dann gemeinsam mit einem Freund irgendwann (genauer gesagt 1990) auf die verrückte Idee, eine Yachtcharteragentur zu gründen, welche auch rasch umgesetzt wurde. Ein Büro (eigentlich war’s damals noch ein „Loch“) im 3. Bezirk in Wien wurde angemietet und für’s Chartergeschäft adaptiert. Partnerfirmen (Stützpunktbetreiber) wurden gesucht, auch relativ bald gefunden und schon konnten wir loslegen. Prospekte wurden gedruckt, Inserate in Fachmagazinen geschalten und selbstverständlich gleich ein Stand für die Messe in Tulln gebucht. „Natürlich“ waren wir auf Angebote im damaligen Jugoslawien spezialisiert, denn ich hatte ja eine „Menge Erfahrung“ von da mitgebracht. Jaja, wenn ich damals schon ein wenig aufmerksamer gewesen wäre, hätte ich durchaus schon in meiner Zeit in Trogir erkennen können, dass man sich innerhalb der Balkangemeinschaft nicht mehr so wirklich grün war und so ist’s bald gekommen, was heute bereits in den Geschichtsbüchern steht – der Balkankrieg ist losgegangen, was für’s Geschäft freilich außerordentlich bekömmlich war…
Aber aufgeben tut man höchstens einen Brief auf der Post und so haben wir uns zwangsweise andere Reviere für unser Charterangebot suchen müssen. War anfangs gar nicht leicht, denn die Griechen z.B. hatten ordentlich aus der Krise profitiert und waren daher auf neue Agenturen wie uns nicht wirklich angewiesen. (später haben‘s uns dann allerdings die Türen eingerannt…)
Rund 10 Jahre haben wir uns dann mit einem weltweiten Charterprogramm „durchgewurschtelt“, aber die Liebe zu Kroatien sollte zumindest bei mir kein Ende nehmen und so hab ich dann den Hut auf Charter geschmissen und mache seit 2001 nur noch das, was ich auch heute noch tu‘ – und zwar mit außerordentlich viel Spaß an der Sache!
Achja – wer jetzt meint, ich sei der Technikspezialist, an den man alle Fragen zum Thema Bootstechnik richten könne, ist leider auf dem Holzweg – durch die vielen Jahre Schreibtischarbeit bin ich mehr oder weniger zum „Bürohengst“ geworden, was meine technischen Interessen und Kenntnisse leider etwas verkümmern hat lassen!
Tja und nun würde mich interessieren, was Euch so auf’s Wasser gedrängt hat?
L.G.
Edwin